Christine Mühlberger
29.10. - 30.10.
Luisenstr. 73
0151 64956704
christinemuehlberger@gmx.de
https://www.instagram.com/amble.arts/
Alles beginnt stets mit einem Referenz-Bild – einer Fotografie zum Beispiel. Dieser visuelle Input löst eine ameisengleiches Kribbeln im Nacken aus oder sickert warm und klebrig vom Kehlkopf in die Brust. Dieses Gefühl packe ich mit meiner rechten Hand und leite es durch einen Stift oder Pinsel auf den Malgrund. Der folgende Prozess ist sehr dynamisch, schnell, will nicht unterbrochen werden und belohnt mich mit einer großen Dosis Adrenalin. Je nach Motiv und meiner Tagesform wird daraus ein Quickie oder ein stundenlanges, lustvolles Hinarbeiten auf den Höhepunkt. Dieser Vergleich ist nicht zufällig, denn ich empfinde meine künstlerische Arbeit als einen körperlichen Akt.
Ich wollte nie mit meinen Arbeiten eine bestimme Botschaft vermitteln. Ich möchte nicht missionieren, politisieren, polarisieren oder meine Meinung zu gesellschaftlichen Themen äußern. Mich fasziniert vielmehr, wie viele Informationen eine zweidimensionale Linie über dreidimensionale Körper enthält. Zur Entstehung meiner Zeichnungen und Bilder gehört untrennbar ein mehr oder minder langes Vorspiel. Das Motiv, das mich vorher gepackt hat, betrachte ich geduldig und analysiere die Linien, bis ich meinen Weg gefunden habe. Es braucht nur ganz wenig, um das Charakteristische des Bildobjekts einzufangen. Ich spiele mit der Wirkung zwischen 2D und 3D und lasse alles weg, was für die Geschichte nicht nötig ist. Das Meiste passiert im Kopf der Betrachtenden.
Trotz der analytischen Annäherung sind meine Arbeiten aufgrund der Entstehungsgeschwindigkeit eine bildgebende Improvisation. Einmal begonnen sind kaum noch Korrekturen möglich.
Wenn ich eine Arbeit beendet habe, erhole ich mich meist schnell von dem Rausch und konzentriere mich auf Neues. Insofern ist es auch eine Droge, auf die ich nicht verzichten kann.
Im späteren Dialog mit verschiedenen Betrachtenden kommen faszinierende Interpretationen zu Tage. Alle vereint die Annahme, von etwas Zerbrechlichem, (An-)Klagendem, von Leid und Wehmut, das Körperhaltung oder Gesichtsausdruck vermitteln. Ein Fokus, der sich nach innen richtet und versucht, der betrachtenden Person den Zugang zu verwehren. Das hat mich sehr erstaunt, weil es mir selber zuvor nicht bewusst war. Und doch – ich sehe es auch. Ich erkenne mich in meinen Werken selbst.
Der introspektive Ausdruck meiner Figuren verblüfft mich selber, erschreckt mich manchmal oder verschafft mir Befriedigung. Ich habe es lange nicht bemerkt, aber meine Arbeiten sind meist Ausdruck meiner eigenen Introversion, die ich nicht bewusst thematisiere, die aber immer da ist.
Eine wunderbare Reise, von der ich mich selber gerne überraschen lasse.
Alle Veranstaltungen an diesem Ort:
- 135 Christine Mühlberger aka amble.arts - 29.10. - 30.10.
- 136 le dudds - 29.10. - 30.10.